Simone Wolf

Fachberatung Hochsensibilität & Virtuelle Assistenz

„Der Sensible findet seine Lebenskunst“

27. September 2024

„Der Sensible findet seine Lebenskunst“…

so lautet die Überschrift des IV. Kapitels in „Der sensible Mensch“ von Eduard Schweingruber (1899 -1975). Er war zu seiner Lebenszeit Psychologe, Theologe und Autor und leitete mit seiner Frau Dr. med. Alice Schweingruber-Hütt in den 1930er Jahren das Kurhaus Kardia in Gais in der Schweiz. Theologie studierte er an der Universität Zürich und wurde 1941 in der Schweizer Landeskirche als evangelisch-reformierter Pfarrer ordiniert. Bereits im Jahr 1935 wurde sein Buch „Der sensible Mensch“ mit 113 Seiten veröffentlicht. Zuerst erschien das Buch mit zwei Auflagen im Rascher Verlag Zürich und 1969 wurde es im Kindler Verlag München neu aufgelegt.

Mein bereits vergilbtes und doch sehr gut lesbares Exemplar stammt aus 1971 und trägt den Untertitel „Psychologische Ratschläge zu seiner Lebensführung“. Im Vorwort weist Eduard Schweingruber auf sein Verständnis von Sensibilität hin: „Unter Sensibilität verstehen wir das ganze Büchlein hindurch die eigentliche Hypersensibilität. (…) So vielerlei seelische Typen unter den Begriff der Sensibilität zusammenzufassen, veranlasste die praktische Aufgabe, Menschen verschiedener Art, die aber sensibel sind, anzuleiten zu einer ihnen gemäßen Lebensführung.“ (S.7).

Seine Aussagen sind auch in unserer Zeit, rund 90 Jahre später, sehr bemerkenswert zu lesen. Sie könnten heute mit „hochsensible Menschen benötigen Anleitung zum Leben“ beschrieben werden oder wie ich es – in Anlehnung an Eduard Schweingruber – in meinem Angebot benenne: „Beratung für eine stärkende Lebensgestaltung als hochsensibler Mensch“.

Mit circa 15 bis 20 % gibt es auch heute viele Menschen, die eine hohe Sensibilität aufweisen und von denen viele auf der Suche nach ihrer persönlichen Lebenskunst sind. „Die meisten Sensiblen bedürfen einer persönlich ausgewägten Lebenskunst. So klar sie auch ihre Eigenart erkannt haben, so sachlich sie auch geworden sind nach innen und außen, ihre sensiblen Eigentümlichkeiten sind doch noch da, treten vielleicht sogar schärfer ins Licht. Selbsterkenntnis und Lebenseinstellung schaffen erst den Boden für das spezielle Verhalten gegenüber der Sensibilität.“ (S. 63). Die Facetten seiner eigenen Hochsensibilität und die damit verbundenen persönlichen Sonnen- und Schattenseiten zu erkennen, ist für viele hochsensible Menschen ein erster und sehr bedeutsamer Schritt, um sich selbst und das eigene Leben mit einem neuen Blick zu betrachten.

Eduard Schweingruber hat zu seiner Zeit hochsensible Menschen angeleitet und ihnen Impulse mitgegeben, die sich schon damals als hilfreich und stärkend erweisen haben. Für ihn gehören bespielsweise gezielte Zeiten des Ausruhens und Alleinseins zu den entscheidenden Empfehlungen, um immer wieder frei und entspannt leben zu können. Die wichtigsten Orte sind dabei „in der Stille der eigenen Stube und der Natur“, wie er es mit seinen Worten beschreibt (S.75).

Hochsensible Menschen dürfen lernen, „immer wieder ins Ganzsein und Sichselbersein zurückzukehren.“ (S. 84). Ganz zu sein weist auf unsere kostbare Einheit von Körper, Seele und Geist hin, in der wir Menschen von unserem Schöpfer geschaffen sind. In dieser Einheit zu leben ist auch heute noch „Lebenskunst“, die gestaltet werden darf – und dies nicht nur für hochsensible Menschen, aber ganz besonders für sie!

Mehr zu entdecken in: Eduard Schweingruber, Der sensible Mensch, Kindler Verlag München, 1969


Kommentare

Eine Antwort zu „„Der Sensible findet seine Lebenskunst““

  1. Avatar von Simone Trunzer
    Simone Trunzer

    Sehr gutes Buch, sehr wahr, dass wir Natur und alleine sein Zuhause brauchen.

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